28. Februar 2022
Free Tibet, www.freetibet.org, Tibet Watch, www.tibetwatch.org, Radio Free Asia, www.rfa.org

Bezirk Drango: Dritte buddhistische Statue abgerissen

Tibetische buddhistische Mönche werden gezwungen, die verehrte Statue eines indischen tantrischen Meisters aus dem achten Jahrhundert abzureißen.

Tibet Watch hat von der Zerstörung einer dritten großen buddhistischen Statue im Kreis Drango (chin. Luhuo) in der TAP Kardze (ehemalige tibetische Provinz Kham), Provinz Sichuan, erfahren. Im November 2021 ließen die chinesischen Behörden des Kreises Drango eine Statue des indischen tantrischen Meisters aus dem achten Jahrhundert, Guru Padmasambhava, abreißen, die vor dem Kloster Chanang (tib. ཆ་ནང་དགོན་།) in Shara Thang (tib. ཤ་ར་ཐང་།), Gemeinde Nyimo (tib. ཉི་མོ་།) stand. Der gewaltsame Abriß der 45 Fuß hohen, vergoldeten und versilberten Bronzestatue fand im selben Monat statt wie eine Reihe von Zerstörungen religiöser und kultureller Stätten im 15 Kilometer entfernten Dorf Sengdeng.

Kloster Chanang

Die Informationen über den Abriß wurden wegen der schweren Einschränkung der Kommunikation in der Region erst vier Monate nach dem Vorfall bekannt. Bereits während der Zerstörung einer 99 Fuß hohen Buddha-Statue im Dorf Sengdeng wurden im gesamten Bezirk Drango paramilitärische Truppen und Informanten eingesetzt, um die Tibeter vor Ort daran zu hindern, zu protestieren und Informationen an die Außenwelt weiterzugeben (1). Die Polizei blieb auch danach noch im Einsatz und überprüfte stichprobenartig die Mobiltelefone der Tibeter, was zur Verhaftung von zwei Gruppen von Tibetern führte: drei Pilger, deren WeChat-Konto Hintergrundfotos von Buddha-Statuen enthielt, und eine weitere Gruppe von Tibetern aus der Gemeinde Likhogma.

Eine Quelle im Exil wies darauf hin, daß die Padmasambhava-Statue erst vor sechs Jahren errichtet worden war. „Obwohl die chinesischen Behörden schon letztes Jahr angekündigt hatten, daß sie die Statue abreißen lassen würden, besaß einer der Lamas des Klosters Unterlagen, die die Bedeutung der Statue belegen, so daß der Abriß auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde“, so die Quelle.

„2021 war Wang Dongsheng zum Parteisekretär des Bezirks Drango ernannt worden. Gemäß der harten Linie der KPC gegenüber den Tibetern räumte er dem Abriß der Statue höhere Priorität ein“, so die Quelle.

Manchmal erfinden die chinesischen Behörden auch Vorschriften, um den Abriß von tibetischen Statuen zu rechtfertigen, sagte ein anderer Exiltibeter.

„Als die chinesische Regierung die 99 Fuß hohe Buddha-Statue und die dreistöckige Statue des Maitreya-Buddhas im Kloster Gaden Namyal Ling in Drango zerstören ließ, wurden unglaubliche Gründe vorgebracht, wie etwa, die Höhe der Statue sei nicht angemessen oder sie blockiere den Weg innerhalb des Klostergeländes“, so die zweite Quelle (2).

„Aber diese Statue von Padmasambhava steht im Kloster niemandem im Weg, also ist es offensichtlich, daß es sich um nichts anderes als einen Eingriff der chinesischen Regierung in die Religionsfreiheit der Tibeter handelt“, äußerte die zweite Quelle.

Padmasambhava-Statue, ehe sie abgerissen wurde

Laut dem Verzeichnis der Klöster im Bezirk Drango wurde das Kloster Chanang 1703 von dem Nyingma-Lama Choktrul Taklha Pema Wangchuk Rinpoche errichtet. Das Kloster, das zur Nyingmapa-Schule des tibetischen Buddhismus gehört, genießt hohes Ansehen in der Gegend und ist reich an Reliquien und heiligen Gegenständen. Vor der chinesischen Besetzung Tibets lebten und studierten dort etwa 500 Mönche, heute sind es nur noch etwa 50.

(1) 28.12.2021, „Wie in der Kulturrevolution: Tibetische Mönche und Anwohner werden gezwungen, bei der Zerstörung einer großen Buddha-Statue zuzusehen“,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/RFA/2021/Buddha-Statue-Drango_28.12.21.html

(2) 12.1.22, „Zweite Buddha-Statue bei Razzia in Drango demontiert“,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/diir/2022/Zweite%20Buddhastatue_12.1.22.html